Wildspitze (3.774 m)

Startpunkt:                 Breslauer Hütte

Tourdauer:                  12 Stunden

Route:                        Mitterkarjoch

 

 

 

Nachdem uns im letzten Jahr der Gipfel der Wildspitze nicht geglückt ist, hatten wir beschlossen, in diesem Sommer einen weiteren Versuch an Österreichs zweithöchstem Berg zu unternehmen. Doch zunächst verbrachte ich ein paar Tage in den Tannheimer Bergen mit Sascha, JC, Daniel und Alexander zum Mehrseillängenklettern, während Fabian und Andre zeitgleich durchs Höllental auf die Zugspitze wollten. Manfred, Peter, Ti und ein paar weitere aus der Sektion Gummersbach waren ebenfalls schon in den Bergen unterwegs, um Gletschererfahrung zu sammeln.

 

Am 29.08. traten Alex, JC und Daniel den Heimweg an, während Sascha und ich uns auf den Weg ins Ötztal machten. Gegen Mittag hatten wir uns in Vent, im hinteren Ötztal, mit Andre und Fabian verabredet um gemeinsam zur Breslauer Hütte aufzusteigen. Als wir hier das Material sortiert hatten, sollte der 2. Versuch zur Wildspitze beginnen. Wir nutzten den stabilen Wetterbericht, um nicht auf direktem Weg zur Breslauer Hütte zu steigen, sondern stiegen zur weiteren Akklimatisierung zunächst auf den Gipfel des Wilden Mannle (3.023m). Am Gipfel legten wir eine längere Rast, bei bestem Wetter und bestem Blick auf den Rofenkarferner ein, bevor wir anschließend auf der anderen Seite des Berges über den Rofenkarsteig den Abstieg zur Hütte antraten. Gegen 17.00 Uhr trafen wir wie verabredet an der Breslauer Hütte ein, wo wir uns mit der Seilschaft aus Gummersbach trafen.

 

Auf Grund der aktuellen Verhältnisse am Rofenkarferner beschlossen Manni und ich dann abends auf der Hütte, dass wir nicht wie geplant versuchen werden die Wildspitze zu überschreiten, sondern wir den Auf- und Abstieg über das Mitterkarjoch in Angriff nehmen würden. Der Rest der Truppe war einverstanden. Nach dem Abendessen packten wir den Rucksack und verkrochen uns früh ins Lager zurück, denn der morgige Tag sollte unser Gipfeltag werden. Und der Wetterbericht versprach ein Königswetter.

 

Um 5.00 Uhr in der Früh verließen wir unser Zimmerlager. Andre ging es nicht gut, so dass er beschloss auf der Hütte zu bleiben. Auch aus Mannis Seilschaft blieben 2 Leute auf der Hütte, so dass wir uns zu acht (zwei Viererseilschaften) noch vor Anbruch der Helligkeit auf den Weg Richtung Mitterkarjoch machten.

 

Nach langem Aufstieg durch tristes Moränengelände, kamen wir bei Sonnenaufgang an den Ausläufern des Mitterkarjochs an. Von Gletscher ist hier leider nicht mehr viel zu sehen. Das verbliebende Eis war mit einer Schutt- und Steinschicht übersäht. So näherten wir uns Schritt für Schritt durch wegloses Gelände in Richtung Mitterkarwand, durch die ein Klettersteig im C-Bereich hoch zum Mitterkarjoch führt. Unterhalb der Wandeinstieges war jedoch noch eine steile Eisfläche im seitlichen Randkluftbereich. Der einzige Weg zum Klettereinstieg zu gelangen, ging durch diesen Eisbereich, über den ein Fixseil installiert war. Also zogen wir die Steigeisen an und begaben uns weiter in Richtung Wandeinstieg. Doch das sich bewegende Fixseil löste im oberen Bereich der Eisflanke erheblichen Steinschlag aus, so dass uns eine Vielzahl an Steinen wie Geschosse um die Ohren flogen. Am Ende der Eisflanke hieß es dann in unbequemer Situation die Steigeisen wieder auszuziehen und in die Wand einzusteigen. Nach ca. 30 min. Kletterei im festem Fels, erreichten wir alle wohlbehalten, das Mitterkarjoch mit fantastischen Blick auf den gigantischen Taschachferner.

 

Nach kurzer Rast wurden die Steigeisen wieder angelegt und wir seilten uns für Gletscher in zwei Vierergruppen an. Zunächst ging es dann vom Mitterkarjoch unschwierig über den Gletscher in Richtung Gletscherabbruch. Hier querten wir auf die Spur, die vom Taschachhaus kam und begaben uns nunmehr in eine gigantische Spaltenzone. Steil und kraftaufwendig ging es in Serpentinen an den Spalten vorbei und über einigermaßen zuverlässige Schneebrücken über die Spalten drüber bis auf den Sattel am Gipfelgrat auf ca. 3.600 Metern. Hier lösten wir die Seilschaft auf und begaben uns zum Endspurt auf den nochmal steilen und anstrengenden Gipfelgrat, bevor wir gegen Mittag den Gipfel der 3.774m hohen Wildspitze bei traumhaften Wetter erreichten.

 

Nach einer kurzen Rast und den obligatorischen Gipfelfotos ging es dann langsam den Gipfelgrat wieder herunter und dann über den spaltenreichen Taschachferner zurück zum Mitterkarjoch. Hier legten wir erneut eine längere Pause ein, da sich bereits 2 weitere Seilschaften im Kletterabstieg befanden und wir keine weitere Seilschaft in der Steinschlaggefährdeten Eisrinne hinter uns haben wollten. Nach 45 Minuten Pause stiegen wir dann auch in die Wand ein und trafen dann kurz vor dem Ausstieg auf die mehr als langsame Seilschaft vor uns. Als warteten wir erneut mitten in der Mitterkarwand auf den Abzug der Seilschaften. Als diese sich unterhalb des Eisfeldes befanden, stiegen wir nun auch nach und nach aus der Wand ins Eisfeld und konnten dies schnell und sicher überqueren. Doch die gefährlichste Stelle sollte nun noch vor uns liegen. Der mit Steinen und Schutt übersähte Ausläufer des Mitterkarferners lag mittlerweile voll in der Sonne, die dafür sorgte, dass festgefrorene Steine aus allen Richtungen und in allen Größen ins Rutschen kamen. Andere Steine wiederrum dienten den rutschenden Steinen als Sprungschanze, so dass der Abstieg sich runter bis auf die Moräne als ziemlich heikel erwies. Ein Warten auf unser komplettes Team am Ende der Eiszunge war nicht mehr zu vertreten, da von allen Seiten Steine wie Geschosse an uns vorbei pfiffen. Also entschieden wir nachdem die Hälfte am Ausläufer angekommen war, möglichst schnell in gerader Linie durch die Schutteisfelder abzusteigen. Mit Steigeisen suchten wir uns den vermeindlich sichersten und schnellsten Weg nach unten. Am Ende waren wir alle froh, als wir es alle sicher und unverletzt durch die extrem steinschlaggefährdete Zone geschafft hatten und nach 12 Stunden Tour wieder sicher auf der Hütte angekommen waren.

LINKS